Besuch im Bundeskanzleramt
(pz) - Es ist der 10.02.2017. Circa 10:45 und es ist kalt ... sehr kalt. Die Flagge auf der schweizerischen Botschaft beweist, dass es sehr windig ist. Selbst die Fernsehtechniker des ZDF aus Mainz, welche vor dem Reichstagsgebäude die letzten Vorbereitungen zur Übertragung der Bundespräsidentenwahl treffen, scheinen mit dieser Kälte nicht gerechnet zu haben.
Auch wir bewegen uns an diesem Freitagmorgen durch die Kälte und das Regierungsviertel Berlins. Wir stehen an der Willy-Brandt-Straße 1, dem Hauptsitz des Bundeskanzleramtes (BKAmt). Wir werden von einem der BKA-Mitarbeiter abgeholt, welcher uns kurz den weiteren Ablauf erklärt. Dann geht es los.
Nachdem eines der Fronttore wie von Geisterhand im Boden versinkt, betreten wir die von mehreren Bundespolizisten bewachten Zugangskontrollen: Sicherheitsschleusen, so wie man sie vom Flughafen kennt: Perso vorzeigen, Taschen ins Röntgenprüfgerät, durch den Metalldetektor laufen und bei Verdächtigung ggf. Fragen beantworten. Ab hier wird der Weg frei zum Ehrenhof, in dem der Bundeskanzler sonst Staatsgäste mit militärischen Ehren empfängt. Bereits beim Einblick in das Erdgeschossfoyer wird klar, wie weit und groß das gesamte Gebäude gestaltet ist.
Hier werden wir vom Besucherdienst empfangen, welcher uns durch das Haus führt. Im BKAmt arbeiten ca. 550 Mitarbeiter, in verschiedenen Abteilungen, um die Verbindung zwischen dem Bundeskanzler und seinen Ministerien und den jeweiligen Ministern zu halten und ihn zu beraten. Das ist wichtig, da der Bundeskanzler der zentrale Koordinator der gesamten Politik der Bundesregierung ist. Außerdem bedarf auch der Bundeskanzler Beratungen in den mannigfaltigen Fragen, wie sie bei den vielen Zuständigkeiten der Bundesministerien auftreten. All das existiert bei der Bundesregierung in einem Haus. Im internationalen Vergleich ist der Sitz daher ungewöhnlich groß. Zum Vergleich: Der britische Premier hat gerade mal einen kleinen Hausaufgang in der 10 Downing Street. Für Mitarbeiter bleibt da nur wenig Platz. Die beste Verbindung zu ihren Ministern hat die Kanzlerin aber, wenn sie sich vis à vis gegenüber sitzen.
Das sog. Bundeskabinett tagt planmäßig jeden Mittwoch in einem eigenen Raum des BKAmts. In diesem Raum fällt die kleine, goldene Uhr in der Mitte des Kabinettstisches auf. Diese wurde vom ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer gestiftet: Er empfand das Geräusch zuklappender Taschenuhren, nachdem sich die Minister der Zeit vergewissert hatten, als störend und schaffte Abhilfe mit dieser, zu allen Seiten einsehbaren, Uhr, welche 2001 mit dem vollendeten Umzug aus Bonn in der Mitte des Tisches platziert wurde.
Auffällig ist auch die allseits präsente Kunst im Haus. Diese reicht von der Galerie aus den Portraits der Bundeskanzler a.D., über die sechs farbig gestalteten Wände des zentralen Treppenhauses und die Bronzestatue „Die Philosophin“, bis hin zur 5,5 m hohen und ca. 87,5 t schweren Eisenskulptur „Berlin“ im Ehrenhof des BKAmts.
Fazit: Ein durch und durch informativer, interessanter und unterhaltender Blick hinter die Kulissen des Ge-schehens und der Geschichte(n) des BKAmtes. Dank gebührt an dieser Stelle dem Besucherdienst des Bundeskanzleramts und den Lehrern Herrn Lewicki sowie Herrn Finkeldey.
Meine Empfehlung an dieser Stelle: Am 26. und 27. August 2017 findet der alljährliche Tag der offenen Tür im BKAmt und den Bundesministerien statt. Der Besuch lohnt sich!
Paul Zeißig - Schüler der Klasse IK 15_4 A