Klassenreise nach Budapest
(rb) - Wahrscheinlich hätte niemand von uns erwartet, in seinen Zwanzigern noch einmal auf Klassenfahrt zu fahren. Wie aufgeregte Grundschüler versammelten wir uns Montagmittag am Flughafen Tegel, in der Hoffnung alles Wichtige für die nächsten Tage in unserem Handgepäck verstaut zu haben.
Glücklicherweise schafften es alle erfolgreich durch die Sicherheitskontrolle. Im Flugzeug verbrachten wir die nächsten anderthalb Stunden damit Musik zu hören, zu schlafen, oder beim Blick aus dem Fenster die verstaubten Geografie Kenntnisse aufzufrischen. Als wir schließlich in Budapest landeten, wurden wir mit strahlendem Sonnenschein empfangen, was für uns Schlecht-Wetter-gewohnte Berliner fast schon einem Kulturschock glich. Trotz Wechselkurs-Abzocke und einer kleinen Pfützen-Dusche durch einen vorbeifahrenden Bus, traten wir gut gelaunt den Weg zum Hostel an. Nachdem wir dort unsere Zimmer bezogen hatten, machten wir uns auf die Suche nach etwas Essbaren, aßen sehr leckere Pizza und ließen den milden Abend am Ufer der Donau ausklingen.
Am nächsten Morgen war das erste, was unsere Augen in der WhatsApp-Gruppe erblicken durften, ein wunderschönes Guten-Morgen-Selfie von unseren Lehrern Hr. Nageler und Hr. Opitz. Wir wussten: dieser Tag konnte nur fantastisch werden.
Nach dem Frühstück fuhren wir zum Memento-Park, in dem wir alte, kommunistische Statuen anschauten und viele Fotos schossen. Anschließend machten wir eine Bootsfahrt auf der Donau, um die uns sicher jeder Rentner beneidet hätte. Danach hatten wir Zeit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Am Abend trafen wir uns alle wieder, um den Berg zur Freiheitsstatue zu erklimmen und die romantische Aussicht über die Stadt im Sonnenuntergang zu genießen.
Am dritten Tag besuchten wir das Holocaust-Museum, wo wir auch eine Synagoge besichtigten.
Anschließend hatten wir Zeit im jüdischen Viertel oder an der Fischerbastei auf Entdeckungstour zu gehen. Abends schauten einige beim Public Viewing dem FC Bayern München beim Verlieren zu und trösteten danach den geknickten Herrn Nageler.
Am Donnerstag besichtigten wir das Mahnmal „Schuhe am Ufer“ und das ungarische Parlament. Im Parlament wurden wir durch die prunkvollen Räume geführt. Ein Highlight war dabei der Wechsel von den Wachen der Stephanskrone, die mit ausdrucksloser Miene, synchronem Schritt und andächtigem Säbel-Schwung beeindruckten. Darauffolgend deckten sich einige in der Markthalle noch mit ungarischer Salami und Paprika-Pulver ein. Eine Gruppe wagte sich in das unterirdische Labyrinth der Budaer Burg und kam Gott sei Dank auch wieder vollständig heraus. Am Abend gingen wir alle zusammen in die „Szimpla Kert“- Bar, in der wir bis spät in die Nacht tanzten.
Mit Sonnenbrille auf der Nase checkten wir Freitagfrüh aus dem Hostel aus. Wir machten uns auf den Weg zurück zum Flughafen und hauten im Duty-Free-Shop unsere letzten Forint auf den Kopf. In Berlin angekommen, verabschiedeten wir uns etwas melancholisch gestimmt voneinander. Die letzten Tage hatten wir so viel miteinander erlebt und waren als Gruppe zusammengewachsen. Es würde seltsam sein, nicht mehr alle um sich herum zu haben. Dann wurde uns aber schnell bewusst, dass wir uns eh alle am Montag auf der Arbeit sehen würden, verabredeten uns zum Mittagessen und fuhren nach Hause.
(rb) - Rosanna Bandomer, Schülerin der Klasse MDP 16_Block