Rollisport bewegt die Schule

(ak) - Vielfalt erleben. Perspektive wechseln. Barrieren überwinden. Unter diesem Motto steht der Vormittag des 19.11.2020, als uns Berlins größter Inklusionssportverein Pfeffersport e.V. besucht, um uns an das Thema Inklusion heranzuführen. Das bedeutet für uns als Klasse: Schulsport statt Schulbank - und zwar im Rollstuhl.

Unsere Anleiter und Experten Rahel und Luca bringen uns zunächst die korrekte Handhabung des Rollstuhls bei, bevor es mit den Teamspielen losgeht.

Auch unter unseren Masken lässt sich nicht verbergen, wie viel Spaß uns das Projekt bisher macht. Eine unausgesprochene Frage scheint allerdings in einigen Köpfen zu schwirren: Macht es nur deshalb so viel Spaß, weil es sich für uns um eine Ausnahme handelt und wir nicht auf einen Rollstuhl angewiesen sind?

Genau dieser innere Konflikt wird durch das Projekt Rollisport revidiert. Spaß haben wir, weil wir gemeinsam dieselbe Erfahrung durchmachen. Niemand hat einen Vorteil, niemand hat einen Nachteil. Es geht nur um den Sport. Und der hat es in sich: Ausdauer und Kraft sind gefragt, um Punkte zu erzielen und Gymnastikbälle einhändig von A nach B zu jagen. Am Ende des Tages sind Blasen an den Händen nur ein kleiner Nebeneffekt. Wir beanspruchen Muskeln, dessen Existenz wir uns vorher nicht bewusst waren.

Nicht nur Spiele stehen auf dem Programm. Ein Hindernisparcours treibt uns an unsere Grenzen. Aufgetürmte Matten simulieren hohe Bordsteine. Reifen auf dem Boden erschweren das Fahren immens. Am eigenen Leib erfahren wir, womit Rollstuhlfahrer alltäglich zu kämpfen haben. Spätestens jetzt ist der Ehrgeiz bei uns allen geweckt. Besonders ermutigend ist es, wie jeder den anderen unterstützt, verbale Hilfestellung gibt und sich für den anderen freut.

Was nehmen wir aber für uns mit, wenn unser Alltag so weitergeht wie bisher und hohe Bordsteinkanten kein Hindernis mehr darstellen?

Gewonnen haben wir zum einen ein besseres Verständnis für Rollstuhlfahrer und was sie im Alltag bewältigen müssen. Dann ist da noch die Erkenntnis, wie einfach aus einem vermeintlichen Handicap ganz schnell ein Sportgerät wird, wenn man bereit ist, die Perspektive zu wechseln.

Jetzt liegt es an uns allen, für eine barrierefreie Welt zu sorgen. Barrierefreiheit heißt dabei nicht nur, ebene Wege, Rampen und Aufzüge zu bauen. Es bedeutet auch, unseren Mitmenschen mit Behinderung Gehör zu verschaffen und sie in unsere Reihen aufzunehmen. Denn dafür steht Inklusion: die Wertschätzung und Anerkennung von Diversität und ein mögliches Miteinander.

Annette Klemz (ak), Schülerin der Klasse MDP 19-1