Vom Klassenzimmer ins Plenum

(pm) Am frühen Morgen des 20.11.2023 begaben sich die Schülerinnen und Schüler der FOS22-1 und FOS22-2 auf eine Exkursion in das politische Zentrum Deutschlands: den Deutschen Bundestag. Der Treffpunkt war das Paul-Löbe-Haus, direkt neben dem Reichstag. Obwohl die Müdigkeit um 7:30 Uhr allen ins Gesicht geschrieben stand, waren sie dennoch voller Motivation für das, was sie erwartete.

Die Exkursion begann mit einer spannenden Führung durch das Paul-Löbe-Haus, dem Arbeitsplatz der Abgeordneten und der Fraktionen. In zwei Gruppen, begleitet von engagierten Mitarbeiter*innen des Besucherdienstes, erfuhren die Schülerinnen und Schüler nicht nur historische Hintergründe wie über die freigelegten Teile einer Mauer mit den Verewigungen russischer Soldaten, sondern besichtigten auch eine Bibliothek. Anschließend führte ein Tunnel sie direkt in den Reichstag, wo sie die Räumlichkeiten von drei verschiedenen Fraktionen besichtigen durften. Der Höhepunkt des Vormittags war dann der Besuch der imposanten Reichstagskuppel, bei dem das ein oder andere Erinnerungs-Selfie geschossen wurde.

Nach einer kurzen Stärkung in der Bundestagscafeteria begann die eigentliche Arbeit des Tages. Die Schülerinnen und Schüler sollten einen Einblick in die Abläufe hinter den politischen Kulissen erhalten. Bereits im Vorfeld hatten sie im Unterricht wichtige Begriffe selbstständig erarbeitet.

Mit einer motivierenden Einführung in das Planspiel, das den Kern des Besuchs bildete, erhielt jeder Lernende die Rolle eines fiktiven Politikers, die er für die kommenden Stunden spielen sollte und wurde einer fiktiven Fraktion zugeordnet. Die Konstituierung des Bundestages begann mit der Wahl eines Bundestagspräsidenten. Anschließend wurden die gebildeten Fraktionen vor eine Herausforderung gestellt: Ein Gesetzentwurf wurde vorgelegt, der besagte, dass alle Menschen mit dauerhaftem Wohnsitz in Deutschland bis zur Vollendung des 27. Lebensjahres ein soziales Jahr absolvieren sollten.

In echten Ausschusssitzungssälen tagten die Gruppen wie echte Politiker und hatten dabei besonderen Spaß, ihre Ansichten über die Mikrofone kundzutun. Anschließend erarbeiteten die Fraktionen eigene Beschlussempfehlungen, die nach interner Absprache mit dem Koalitionspartner abgestimmt wurden. Das Hauptziel war es, die Opposition von dem Vorhaben zu überzeugen, da eine Verfassungsänderung notwendig war. Nach intensiven Verhandlungen einigte man sich darauf, den Gesetzentwurf zu erweitern. Das Ergebnis:

„Alle Menschen mit dauerhaftem Wohnsitz in Deutschland sollten bis zur Vollendung des 27. Lebensjahres ein soziales Jahr absolvieren, das in den Bereichen Politik, Ökologie, Soziales oder Bundeswehr möglich ist. Den Absolventen sollte zudem ein fairer Lohn für ihre Arbeit gezahlt werden.“

Nach erfolgreicher Einigung zwischen Koalition und Opposition wurde das Gesetz in der zweiten Plenumsitzung einstimmig angenommen. Die Schülergruppe erlebte nicht nur einen lehrreichen Tag, sondern konnte auch hautnah nachvollziehen, wie die Arbeit eines Politikers abläuft. Die authentische Atmosphäre im politischen Umfeld trug zu einer positiven Erfahrung bei.

Auch wenn sich die Schülerinnen und Schüler nach dem Abitur im Mai nicht als Politiker, sondern in ihrem Studium oder ihrer Ausbildung zum Architekten, zur Polizistin oder zur Immobilienmaklerin sehen, hat die Exkursion ihnen dennoch wertvolle Einblicke verschafft. Der Tag verdeutlichte nicht nur die anspruchsvolle Arbeit eines Politikers und den umfangreichen Abstimmungsprozess bei der Gesetzgebung, sondern machte den Beruf des Politikers greifbarer und schuf Transparenz für den politischen Betrieb.

 

Zum Abschluss wurde die Klasse in die Gäste-Mensa des Bundestages eingeladen. Dort konnten sie bei Hähnchen mit Reis oder Nudeln mit Tomatensauce nicht nur das Erlebte reflektieren, sondern auch vertiefende Gespräche über ihre neu gewonnen Eindrücke führen.