Früher Abhörstation, heute ein zentraler Ort für Street Art Künstler

(uh) Am 12.Juli 2024 brachen die SuS der WK 23-2 mit der Schulsozialarbeiterin Lea-Sophie Höbbel und ihrer Klassenlehrerin zur ehemaligen Abhörstation am Teufelsberg auf, einem Monument des Kalten Krieges.

Die Reise ging zunächst zum S-Bahnhof Grunewald,. Es folgte ein 30 minütiger Weg durch den Wald bis  zur ehemaligen Radarstation. Frau Lustig führte sehr kompetent und strukturiert durch die Geschichte des Areals, wo es noch einen Rest der Berliner Mauer zu sehen gibt und die Highlights der Graffiti-Szene.

Das Terrain im Grunewald erweckte bereits im Jahr 1937 Begehrlichkeiten: Adolf Hitler legte dort den Grundstein für seine geplante „Wehrtechnische Fakultät“, wo Ingenieure zu Rüstung und Krieg forschen sollten. In drei Jahren wurde der Rohbau des Kopfgebäudes mit vier Ecktürmen fertiggestellt. Dann gab es einen Baustopp für „kriegsunwichtige“ Bauten und das Geld wurde für Arbeiten an der Kriegsfront investiert.

Als Berlin 1946 in Trümmern liegt, wird dieser Ort zum Schuttabladeplatz, weil der vorhandene Rohbau ein stabiles Fundament bietet. Täglich fahren 800 Lastzüge, beladen mit 7000 Tonnen Schutt dorthin und aus 26 Mio. Kubikmeter Schutt entsteht der Teufelsberg, der mit ca. einer halben Million Bäumen bepflanzt wird.

Nach dem Mauerbau bauen die Amerikaner von 1969 bis 1971 dort die Radarstation Teufelsberg. Bis 1992 erfolgt dort 20 Jahre lang Abhörtätigkeit der britischen und amerikanischen Geheimdienste und es arbeiten 1500 Personen auf dem Gebiet, das im britischen Sektor Berlins liegt. Die sogenannten „Boys of the hill“ wurden danach ausgewählt, wie viele Sprachen sie sprachen. Sie waren alle von ihrem 24. bis 28. Lebensjahr dort im Einsatz und arbeiteten nach der Maxime: „Wir vertrauen auf Gott, aber alles andere hören wir ab.“

Die in situ eingerichteten Kupferräume dämmten den Schall und erlaubten reibungslosen Datentransfer nach Maryland. Die Spionage wurde 1992 beendet. In all den Jahren verlief die Spionage reibungslos. Es gab nur einen einzigen Spion, James Hall, der Anfang der 1980er Jahre Geheimpapiere für die STASI sammelte und so die Geheimnisse der NSA verriet. Er wurde gefasst, kam in Haft, saß lange im Gefängnis, bevor er freikam.

Seit 2011 wurde das Areal für Rave-Partys genutzt und vor 2 Jahren wurde es für Street Art Künstler aus der ganzen Welt, die, wenn sie von dem 12-köpfigen Kuratoren-Team ausgewählt wurden, sich dort gestalterisch einbrachten.

Die SuS der WK 23-2 erkundeten das Areal mit Frau Lustig, besichtigten die riesigen Papier-Schredder und die „Brikettpresse“ die aus den Unmengen Papierabfällen der Spionage Papierbrikette zum Heizen der Anlage fabrizierte. Sie erklommen ohne Schwindelattacken die hohen Außentreppen der Gebäude, um in den riesigen Räumen die Graffitis zu betrachten. Vor 3-D Graffitis wurde posiert und in einzigartigen Räumen kleine improvisierte artistische Einlagen hoch über der Stadt geliefert.

Nach diesem Streifzug durch die Geschichte Berlins und die aktuelle Street Art Kunst wanderte die Gruppe noch zur S-Bahn Heerstraße und hatte ganz nebenbei auch eine Wanderung von 10 Kilometern zurückgelegt.